T-Shirt, Namensschild und Cuttermesser
Es wird spannend! Mein Praktikum bei Trabold Frischemärkte in Gemünden, Treffpunkt 10 Uhr im Personalbüro. Der Tag im Edeka startet für die Mitarbeiter pünktlich um 6 Uhr morgens. In der Personalküche wird der ein oder andere Kaffee gemacht und die Kassenkräfte zählen in ihren Kassen nach, ob die 250 € Wechselgeld da sind.
Zu diesem Zeitpunkt liege ich gemütlich in meinem Bett und habe das Glück, mich noch einmal umdrehen zu können. Schichtbeginn ist bei mir heute erst um 10 Uhr. Für den ein oder anderen Mitarbeiter beginnt der Tag aber auch noch nicht um 6 Uhr, sondern beispielsweise um 9 Uhr. Dass man bei Interesse mal erst später anfängt, ist scheinbar kein Problem, solange es vorher ausgemacht war. Nicht ganz wie Gleitzeit, aber so ähnlich. Nennt sich dann Mittelschicht und ist vor allem für Kassenkräfte gut machbar.
Als ich ankomme, ist bereits ordentlich was los. Die stellvertretende Fillialleitung Frau Münch holt mich vorne an der Info ab und geht mit mir zusammen ins Personalbüro. Dort bekomme ich meine Ausrüstung für den heutigen Tag ausgehändigt: T-Shirt, Namensschild und Cuttermesser.
Auf dem Weg zum Spint laufen wir vorbei an vielen Pappaufstellern von Mitarbeitern. Auf Nachfrage erfahre ich, dass das die Überbleibsel von einer Edeka-internen Aktion sind, bei der die coolste Teamidee einen Mallorca-Urlaub gewinnen konnte. Gewonnen hat das Team aus Gemünden damals zwar nicht, die Imagefotos in Lebensgröße sind aber geblieben und schmücken jetzt also den Gang.
Nachdem ich mich in Schale geworfen habe, fängt die Rundtour durch den Markt an. Erst einmal kommen wir aber am Wochenplan vorbei, der groß in einem der beiden Büroräume hängt. Diese Pläne werden vom Planungsmeister Herr Gerhard jede Woche aufs Neue erstellt, unter Berücksichtung des sogenannten "Wunschkalenders". In diesem kleineren roten Kalender können Mitarbeiter für die kommenden Wochen Termine eintragen, an denen sie gerne frei hätten oder Urlaub machen möchten. Gar nicht mal so leicht, aber jede Woche aufs Neue scheint das gut zu klappen und möglich zu sein, allen ihre Wünsche zu erfüllen.
Schon zu diesem Zeitpunkt fällt mir auf, was für ein cooles Team das hier ist und wie bemüht man um seine Mitarbeiter ist. A propos Mitarbeiter, davon hat der Edeka Trabold ziemlich viele. Aufgeteilt auf fünf Märkte in der Sanderau, Eisingen und dem Heuchelhof in Würzburg und Zellingen und Gemünden sind es knapp 300. Diesen werden regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeiten angeboten. So kommt es auch, dass Frau Münch, genauso wie die "Chefin hinter der Fleischtheke" Frau Gleiß, beides recht junge Frauen sind. Durch das sogenannte Juniorenaufstiegsprogramm (JAP) haben junge qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, durch Seminare alle Vierteljahr und den Einsatz in anderen Betrieben der Edeka zum Abteilungsleiter oder Marktleiter aufzusteigen. Außerdem gibt es zahlreiche Seminare, zum Beispiel zum Thema Kundenkontakt.
Allgemein wirkt das Team in Gemünden jung und junggeblieben. Der Zuwachs des Teams durch zwei Azubis im zweiten und dritten Lehrjahr passt da gut rein. Beide lernen den Beruf der Einzelhandelskauffrau bzw. des Einzelhandelkaufmanns, sind an ein bis zwei Tagen die Woche in der Schule und die restliche Zeit hier im Markt. Ansonsten gehen sie in die Berufsschule in Karlstadt. Aktuell erhalten Azubis im ersten Lehrjahr ein Bruttogehalt von 1.100 €, im zweiten Lehrjahr 1.200 € und im dritten und damit letzten Lehrjahr 1.300 €.
Die Gehälter der sonstigen Mitarbeiter werden individuell ausgehandelt. Durch entsprechende Weiterbildungen und im Laufe der Zeit kann sich das Gehalt aber beispielsweise auf 2.900 € brutto pro Monat steigern. Das ist ein Stundenlohn von knapp 17 €.
Abgesehen von den Weiterbildungsmöglichkeiten und der Bezahlung punktet der Markt für mich durch die Mitarbeiter und den Teamgeist, den hier alle haben. Auch super interessant zu erfahren war, dass es doch relativ viele Kollegen und Kolleginnen gibt, die ursprünglich beim Discounter gearbeitet haben und dann gewechselt sind. Teilweise war die Bezahlung im Discounter zwar besser, aber der Stress und Druck dort seien immens. Hier im Edeka Trabold, wie vermutlich auch in anderen Edeka Märkten, ist das Motto nicht "schnell, schnell und nochmals schnell", sondern "persönliche Kundenbetreuung steht an vorderster Stelle". Dazu zählt zum Beispiel, die Kunden immer mit zum Regal zu führen, wenn sie etwas suchen. Oder auch, dass Kunden Ware bestellen können und der Edeka diese dann bestellt, ähnlich wie es in Buchhandlungen ist, gehört zu dieser Kundenbetreuung.
Die Unterscheidung zum Discounter ist für den Inhaber der Häuser Herr Trabold besonders wichtig. Sowohl in der Kundenbetreuung, als auch was Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter angeht. Ein gutes Beispiel dafür werde ich morgen noch am eigenen Leib erfahren, Stichwort "Schnelligkeit hinter der Kasse".
Soviel zu meinem ersten Tag beim Edeka Trabold in Gemünden. Ich bin überrascht, wie viel Spaß mir dieser Tag gemacht hat und wie abwechslungsreich der Beruf der Einzelhandelskauffrau ist.
Tag 2
Der zweite Tag, den ich im Edeka Trabold in Gemünden verbringe, startet um 12:00 und wird bis 20:30 Uhr gehen. Ich bin heute bei der sogenannten Spätschicht dabei.
Es ist super heiß draußen, deswegen freue ich mich, in die klimatisierte Filiale zu gehen. Schnell schlüpfe ich wieder in meine Uniform und so kann der Tag starten. Zu Beginn begleite ich eine Mitarbeiterin, die für die Abteilung "MoPro" zuständig ist. "MoPro" steht für Molkereiprodukte und ist eine der Abteilungen, für die man eingeteilt wird. In dieser Abteilung ist es beim Einräumen von Ware besonders wichtig, auf das Mindesthaltbarkeitsdatum zu achten. Das heißt in der Umsetzung, die einzusortierenden Produkte müssen immer ganz nach hinten. Bei Konserven oder Tiefkühlprodukten ist das nicht ganz so wichtig, denn hier ist das Mindesthaltbarkeitsdatum sehr viel länger.
Je nachdem in welcher Abteilung man gerade ist, gibt es verschiedene Sachen, auf die zu achten ist. So ist es zum Beispiel in der Obst- und Gemüse-Abteilung so, dass ständig nachgefüllt werden muss, während die "MoPro" ihren Kontrollgang um 12 Uhr hat und man dann immer mal wieder nachsieht, was nachgefüllt oder nachbestellt werden muss. Zu den Aufgaben in der Obstabteilung zählt außerdem auch das Aufschneiden von frischem Obst, das dann in kleinen Schachteln im "To-Go-Regal" verkauft wird.
A propos Obstabteilung, hier hat sich der Edeka Trabold gegen Lebensmittelverschwendung folgendes einfallen lassen: Obst, das zwar noch gut ist, aber "Schönheitsfehler" hat, wird in der sogenannten Blind-Date-Tüte für 3.99 € verkauft. Der Warenwert pro Tüte beträgt mindestens 8 €, ein ziemliches Schnäppchen also.
Jetzt aber zum eigentlichen Highlight dieses Arbeitstages: Ich durfte hinter die Kasse. Nachdem ich der Kollegin erst einmal über die Schulter geschaut habe, werde ich selbst dran gelassen, und zu meiner Überraschung empfinde ich diese Aufgabe als am besten. Vor allem wegen des Kundenkontakts. Das klassische "Hallo", "Haben Sie die Edeka- oder Deutschlandcard?", "Zahlen Sie bar oder mit Karte?", "Sammeln Sie die Treuepunkte?" und zu guter Letzt "schönen Tag Ihnen noch, tschüss" ist schnell drinnen und geht fast automatisch von den Lippen. Auch die geistige Forderung beim Geld herausgeben und Artikelnummern von losen Artikel nachschauen, gefällt mir. Vor Letzterem hatte ich auf jeden Fall Respekt, aber im Verlauf weniger Stunden werde ich auch damit immer vertrauter. Trotzdem beeindruckt es mich, wie die Kolleginnen und Kollegen die meisten der Nummern auswendig wissen. Die Nummer 2002 für "Gut und Günstig Bananen", die konnte ich mir im Verlauf des Tages merken, aber für die Unmengen an anderen Nummer würde es sicher ein paar Wochen dauern. Das ist aber ja auch nur verständlich und gar nicht weiter schlimm, denn am Anfang dauert es bei jedem etwas länger. Im Vergleich zum Discounter wird hier beim Edeka Trabold aber zum Glück kein Druck von oben auf die Kassenkräfte ausgeübt. Das Thema Schnelligkeit hinter der Kasse ist natürlich wichtig, aber wird nicht durch Timer und Co. nachgeprüft. Das nimmt wahnsinnig viel Stress aus dieser Tätigkeit.
Wer als Einzelhandelskauffrau oder -kaufmann arbeitet, sollte also kommunikativ sein, aber was ist denn eigentlich noch wichtig?
Teamgeist, denn die verschiedenen Abteilungen arbeiten eng miteinander zusammen, Sauberkeit und Konsequenz, wenn es ans Waren einräumen geht, und natürlich Freundlichkeit und Höflichkeit. Außerdem muss man sich hinter der Kasse gut konzentrieren können, aber diese geistige Forderung empfand ich als eigentlich angenehm. Denn wie viel Wechselgeld man rausgeben muss, wird zum Beispiel auf dem Bildschirm angezeigt.
Wer eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau oder zum Einzelhandelskaufmann macht, den erwarten auf jeden Fall neue Erfahrungen jeden Tag. Sei es im Kundenkontakt bei Fragen wie "Gestern bei "Höhle der Löwen" wurde dieses Produkt vorgestellt, wo finde ich das?" oder "Ich such Marmelade zum Käse, habt ihr das da?" (Spoiler: Ja, das gibt es tatsächlich genau so im Sortiment) oder beim Ware einräumen, wenn es darum geht, ob man das neue vegane Fertiggericht lieber ins vegane Regal stellt oder zu den anderen Fertiggerichten, oder soll man vielleicht doch gleich einen eigenen Aufsteller dafür machen? Was man auf jeden Fall sagen kann: In diesem Job wird es nie langweilig.
Informationen zum Unternehmen und zu Ausbildungsplätzen:
Frischemärkte Trabold | Würzburger Str. 100 | 97225 Zellingen
www.trabold-markt.de