Stadtwald Lohr - einer der größten in Deutschland
Als JobReporterin hatte ich die Gelegenheit das Berufsfeld der Forstwirtin kennenzulernen. Um sieben Uhr morgens traf ich mich mit Revierleiter Jörg Boshof im Lohrer Stadtwald, der zu den größten Kommunalwäldern in ganz Deutschland zählt, um anschließend gemeinsam zu einer Gruppe Forstwirte zu fahren. Diese besteht aus Sicherheitsgründen in der Regel aus mindestens zwei Personen und wird als Rotte bezeichnet. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kurzen Halt an einer Stelle im Wald, an der unzählige Fichtenstämme lagerten. Die Bäume mussten aufgrund des Borkenkäferbefalls gefällt werden, da die Borkenkäfer sich in die Rinde der Fichte bohren und den Baum letztendlich zum Absterben bringen. Eine gesunde Fichte versucht mit Harzfluss den Borkenkäfer abzuwehren. Hierfür ist allerdings eine gute Wasserversorgung des Baumes notwendig, welche aufgrund der trockenen Sommer, die mit dem Klimawandel einhergehen, immer seltener gewährleistet werden kann. Dass so ein kleines Lebewesen wie der Borkenkäfer einen so großen Schaden anrichten kann erschreckte mich sehr. Ebenfalls auffällig waren Bäume, deren Kronen mitten im Sommer kein einziges grünes Blatt mehr aufweisen, was ebenfalls ein Anzeichen für die Trockenheit im Wald ist.
Damit sich der Forstwirt oder die Forstwirtin einen Überblick über das Alter und die Art der Bäume in einem Bestand verschaffen kann, gibt es sogenannte Forstbetriebskarten. Die Karte gliedert sich in einzelne Gebiete, die ähnlich wie ein Schachbrett angeordnet sind. Jedes Gebiet ist mit einer bestimmten Farbe markiert und kennzeichnet zum Beispiel einen Bestand mit 100 Jahre alten Eichen. Außerdem sind auf den Forstbetriebskarten Grenzen und Waldwege eingezeichnet.
Zu den Hauptaufgaben eines Forstwirts und einer Forstwirtin zählt das Fällen der Bäume. Hierfür erhalten sie einen Zettel mit Arbeitsauftrag, auf dem notiert ist, welche Baumart wie gefällt und aufbereitet werden soll. Der Umgang mit der Motorsäge wird in der Berufsschule gelernt und anschließend im Ausbildungsbetrieb gefestigt. Darüber hinaus sind sie dafür zuständig, neue Bäume zu pflanzen, den Bestand zu pflegen oder die Forstwege freizuschneiden, damit eine reibungslose Holzabfuhr möglich ist. Während der Ausbildung lernt man viele weitere Tätigkeiten kennen. So muss zum Beispiel bis zur Zwischenprüfung das Begrünen und Verjüngen von Waldbeständen erlernt, das Warten und Instandsetzen von Maschinen eingeübt oder sich mit Naturschutz und Landschaftspflege auseinandergesetzt werden.
Bei meinen Gesprächen mit den Forstwirten wurde mir außerdem deutlich, dass in diesem Beruf neben dem korrekten Ausführen der oben genannten Tätigkeiten auch viel Geduld gefragt ist. Das Besondere an einem Beruf in der Forstwirtschaft stellt die Tatsache dar, dass die Resultate der eigenen Arbeit in der Regel viele Jahre auf sich warten lassen. Pflanzt man heute eine neue Baumart, dann kann erst viele Jahre später abgeschätzt werden, ob dieser Baum für das jeweilige Gebiet geeignet ist, um dort auch langfristig gesund zu wachsen. Bis zu 300 Jahre können zum Beispiel vergehen, bis eine Eiche groß genug ist, um gefällt zu werden.
Die Ausbildung bietet auch die Möglichkeit, den Wald aus einer neuen Perspektive kennenzulernen. So erzählte mir beispielsweise einer der Forstwirte, dass während seiner Lehre sein Bewusstsein dafür geschärft wurde, dass es nicht „die Buche“, sondern viele verschiedene Baumarten, wie zum Beispiel die Rotbuche oder die Hainbuche, im Wald gibt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Beruf sehr vielseitig und zukunftsrelevant ist. Jörg Boshof betont, dass der Wald zwar auf jeden Fall ohne Mensch gut leben kann, der Mensch aber nicht ohne den Wald. Deshalb müssen andauernd neue Möglichkeiten gefunden werden, um den Wald für nachfolgende Generationen zu erhalten und für die Klimakrise zu wappnen.
Alle Tätigkeiten finden in und mit der Natur statt. Egal ob Winter oder Sommer, als Forstwirt oder Forstwirtin ist man immer draußen unterwegs, was mir persönlich heute total gut gefallen hat. Vor allem bei Sonnenschein ist ein Blick in die Baumkronen sehr eindrucksvoll.
Steckbrief zum Ausbildungsberuf Forstwirt_in, 367 KB |
Fotos: Johanna Ziegler