Freisprechungsfeier der Junghandwerker


Ende Juli wurde ich zur Freisprechungsfeier der Junghandwerker 2022 eingeladen. Sicher ein bewegender Moment und ein Meilenstein für die berufliche Zukunft der Absolventen. In der alten Turnhalle in Lohr, umgeben von einer Bilderausstellung fand die Verabschiedungszeremonie der Junghandwerker statt. Die Veranstaltung wurde moderiert von Johannes Keppner. Dessen Stimme kennt man eigentlich vom RadioGong, er machte aber auch als "Live-Moderator" eine wirklich gute Figur.

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Nachdem der Kreishandwerksmeister Thomas Heusslein die Anwesenden begrüßt hatte, wurden eingeladene Politiker und die Vertreterin der Handwerkskammer in einer Gesprächsrunde befragt. Dabei machten alle ihre Anerkennung für das Handwerk deutlich. Zum Beispiel erklärte die Landrätin Sabine Sitter, wie wichtig sie es fände, dass wir Jugendlichen mit Stolz sagen könnnen: "Ich mache eine Ausbildung". Auch Frau Stolz aus der bayerischen Staatsregierung betont die Bedeutung des Handwerks und stellt das Projekt "Bildungsregionen in Bayern" vor, das nach dem Motto "In der Region, aus der Region, für die Region" auch hier in Main-Spessart in Schulen stärker für das Handwerk werben will. Sandro Kirchner erklärt außerdem, dass es eben "nicht nur Akademiker, sondern auch Praktiker" in einer Gesellschaft brauche. Wichtig dabei ist, dass diese beiden Berufsstände gleichberechtigter werden.

Nach diesem Teil der Veranstaltung und einem musikalischen Zwischenspiel wurde ich als JobReporterin interviewt. Zum Projekt an sich, dem Instagram Account "jugendinmsp" und zu der Frage "Ausbildung mit Abitur, ist das ein Ding? Kann man da Leute für begeistern?" Und ja, das ist absolut ein Ding! Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, viele Abiturienten wissen nicht wirklich, was sie nach der Schule machen wollen. Ehrlicherweise muss man sagen, dass viele Abiturienten den Weg der Ausbildung nicht als besten Zukunftsweg empfinden, aber das lässt sich ändern. Das Schlüsselelement, um auch Abiturienten in den Betrieb zu holen, sind gut gestaltete Praktika. Das weiß und bestätigt auch Andrea Sitzmann von der Handwerkskammer Unterfranken. Sie betont, dass die Erfahrungen, die Schüler und Schülerinnen zum Beispiel im Pflichtpraktikum der 9. Klasse machen, essenziell sind. Zukünftige Lehrlinge werden genau dort gewonnen, deswegen ist es wichtig, das zur Chefsache zu machen.

Dann kam der Hauptteil der Veranstaltung: Die Freisprechung. Die Innungen überreichten ihren ehemaligen Lehrlingen die wohl verdienten Zeugnisse und zahlreiche Sonderpreise. Statt Blumen gab es Tankgutscheine, die seien gerade nützlicher. Einige kurze Reden wurden gehalten und natürlich viele Fotos gemacht. Einer meiner liebsten Sätze des Nachmittags: "Ihr Anlagenmechaniker seid die Exekutive der Energiewende". Denn noch so große Energieziele der Politik sind nichts wert ohne den entsprechenden Gas- und Wasserinstallateur, der die Anlagen montiert.

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Für drei der 34 Schreiner gab es für ihre Gesellenstücke einen Preis im Wettbewerb "Die gute Form". Diese sind Nick Pullmann, Johanna Ebele und Verena Wolf-Zieher. Ihre Möbel wurden auf der Veranstaltung ausgestellt und können sich wahrlich sehen lassen.

Was mir nach diesem Nachmittag zwischen angehenden Schreinern, Zimmerern, Anlagenmechanikern, Metzgern und Friseuren in Erinnerung geblieben ist: Das Handwerk rockt!

Die Freigesprochenen, mit denen ich mich beim Sektempfang danach unterhalten habe, sind allesamt gestandene Junghandwerker, die ordentlich was auf dem Kasten haben. Alle haben konkrete Pläne für die nächsten Jahre, ob es die Weiterbildung zum Meister und Techniker oder die Übernahme in einen Betrieb ist.

Auch das ist mir aufgefallen: Die Bindung zwischen Betrieben und ihren Auszubildenden scheint sehr eng hier in Main-Spessart zu sein. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber der Großteil berichtet, dass sie sich in ihren jeweiligen Betrieben wohl gefühlt haben und, wenn die eigene Motivation stimmt, auch ordentlich was gelernt haben.

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