Handwerk mit lebendigem Material


Der Tag beim Bäckerladen in Aschfeld startete für mich erst um halb sieben. Die Bäcker:innen hatten zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits die Hälfte ihres Arbeitstages hinter sich. Denn wenn man seinen Kund:innen frühs frische Brötchen verkaufen möchte, beginnt die Arbeit eben schon nachts, hier in Aschfeld beispielsweise um halb drei. Die meisten Menschen werden von diesen Arbeitszeiten wahrscheinlich erst einmal abgeschreckt. Die zwei Mitarbeiterinnen finden aber, dass dieser Beruf gerade mit Kindern gut vereinbar ist. Wenn diese nämlich aus der Schule oder dem Kindergarten heim kommen, sind Bäcker:innen bereits daheim und können sich um ihre Kinder kümmern. Man braucht aber einen Partner, der dann morgens für die Kinder da ist. Trotzdem überlegt man hier in Aschfeld die Arbeitszeiten anzupassen. Diesen Weg gehen immer mehr Bäckereien, um den Beruf wieder attraktiver zu machen. Es findet also aktuell ein Umdenken statt, auch wenn circa zwei Drittel des Umsatzes mit frischer Backware am Morgen gemacht werden.

Den Entstehungsprozess eines Hörnchens konnte ich komplett mitverfolgen. Zuerst werden alle Zutaten nach Rezept zusammengemixt, und zwar in riesigen Küchenmaschinen (siehe Bild). Von diesen wird der Teig geknetet und anschließend in gleich schwere Portionen aufgeteilt. Dann wird die Butter in den Teig eingearbeitet. Hier entstehen durch Falten und Pressen des Teiges und einer Butterplatte dünne Schichten (siehe Bild), die dafür sorgen, dass er schön aufgeht. Dann wird der fertige Teig durch eine Maschine erneut in gleich große Stücke aufgeteilt und von Bäcker:innen gerollt.
Hier durfte ich auch selbst Hand anlegen und habe mich im Ausrollen versucht. Das war nicht so einfach wie es aussieht und ging bei mir natürlich viel langsamer als bei ausgelernten Bäcker:innen. Die fertig gerollten Hörnchen kommen nun erst einmal in den Gärschrank, damit der Teig weiterarbeiten kann. Durch das Benetzen mit Wasser bekommen die Hörnchen später ihren Glanz. Aber auch als Klebstoff wird Wasser in der Backstube häufig verwendet. Jetzt noch in den großen Backofen und dann ab in die Verkaufstheke. 

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Der Chef Ralf Wagner erklärte mir, dass er diesen Handwerksberuf so schön findet, weil man mit lebendigem Material arbeitet. Nach dem Rollen der Hörnchen wusste ich auch gleich, was er damit meint. Man muss erst einmal ein Gefühl für den Teig bekommen und auf ihn in gewisser Weise eingehen. Beispielsweise wird der Teig für die Hörnchen auf zwei Male gerollt, da er sonst einfach reißen würde. Somit arbeitet man quasi mit dem Teig zusammen.

Kurze Side-Facts: In Aschfeld werden unter der Woche pro Tag circa 600 Hörnchen sowie 2000 - 4000 Brötchen gebacken und mehr als 120 Kilogramm Mehl verarbeitet. Am Wochenende liegen die Zahlen noch deutlich höher. Als Bäcker:in backt man aber natürlich nicht nur Hörnchen und Brötchen, sondern auch viele andere Leckereien. Auch als Konditor:in kann man in einer Bäckerei beschäftigt werden.
Neben der Arbeitsstelle in einer traditionellen Bäckerei kann man als Bäcker:in auch in großen Industriebäckereien einen Job finden. Hier ginge das Handwerk allerdings immer mehr verloren und man bediene oft nur noch Maschinen, wurde mir von einer Mitarbeiterin erklärt.

Alles in Allem hat mir dieser Tag gezeigt, dass hinter jedem Gebäckstück viel mehr Arbeitsschritte stecken als gedacht und die besonderen Arbeitszeiten als Bäckerin auch positive Aspekte haben.

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PS: schau doch gerne mal auf unserem Instagram Account vorbei, hier gibt es ein Video zum Entstehungsprozess der Hörnchen

Informationen zum Unternehmen und zu Ausbildungsplätzen: 

Der Bäckerladen
Aschfelder Str. 36 | 97776 Eußenheim-Aschfeld
Baeckerladen-Aschfeld.deexterner Link

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